Tina und Tonia fanden ihr Glück gemeinsam

Aus der Mülltonne ins Paradies

Diese großen Ladies sind Schwestern und leben gemeinsam in einer Familie die ein Faible für große Hunde hat. Aber nicht nur das große Herz, sondern auch der große Hundeverstand dieser Familie ermöglichte dies. Warum wir diese Glücksgeschichte schreiben können lesen Sie bitte selber!

Am 29. Dezember 2007 starb der Wurf-Bruder unseres damals fast 12 Jahre alten Seniors „Rover“. Die Trauer nahm während der folgenden Wochen immer mehr zu, er fraß nicht mehr, lag apathisch herum und wir hatten das Gefühl, er gab auf…

Wir entschieden uns einen zweiten großen Hund zu adoptieren und wurden auf der Seite von Stray einsame Vierbeiner auch schnell fündig. Tina, eine große Mischlingshündin, eroberte sofort unsere Herzen. Da Rover schon so alt war überlegten wir ob es nicht gleich zwei sein könnten.

So verwundert es wohl niemanden, dass, als Frau Mohnes uns erzählte, dass Tina noch eine Schwester namens Tonia hätte, wir auch diese „per Bild“ ins Herz schlossen. Über ihre Herkunft weiß man nicht allzu viel, sie wurden wohl mit 4 Wochen in der Mülltonne gefunden und kamen dann zu Tierschützern. Dort lebten sie mit 7-8 anderen Hunden auf einem Gelände, wo sie (natürlich auch tierärztlich) versorgt wurden. (Tina war positiv auf Ehrlichiose getestet worden, als sie zu uns kam, hatte man gerade mit der Behandlung begonnen und sie wurde uns mit einer mehr als ausreichenden Menge entsprechender Medikamente überreicht, so dass wir ihre Behandlung hier erfolgreich zu Ende führen konnten. Inzwischen hat sie bereits mehrere Kontrolluntersuchungen hinter sich und ist völlig gesund.) Die beiden Hundemädels waren inzwischen ca. 13 Monate alt.

 

 

Das ist Tina

 

 

Das ist ihre Schwester Tonia

 

Das Stray Team setzte alle Hebel in Bewegung damit die Beiden so schnell wie möglich zu uns kommen konnten.

Und so fuhr ich am Freitag, den 11. Februar 2008 zum Flughafen München, um die beiden in Empfang zu nehmen. So nervös war ich selten…

Die beiden Hündinnen waren nach dem Flug und dem getrennten Aufenthalt in den Transportboxen so aufgeregt und erschöpft, dass es nicht möglich war, sie anzugreifen geschweige denn, sie aus den Boxen herauszulassen und anzuleinen. Und so entschlossen wir uns, sie mit den Boxen in ihr neues Zuhause zu bringen. Ich weiß noch, dass mir die Tränen kamen, als wir sie in unser Auto verluden und das aus ganz vielen verschiedenen Gründen.

Spät am Abend und nach vielen Kilometern Stau auf der Autobahn kamen wir in der Oberpfalz an und gemeinsam mit meinem Sohn hievte ich die Boxen ins Haus. Nach nochmaligen Verhaltensregeln an die Kinder öffneten wir die Boxen-Türen und harrten der Dinge, die da kamen. Unser Senior stand aufgeregt bellend und wedelnd vor den Boxen, um die beiden zu begrüßen. Die beiden reagierten mit Knurren und Gebell und waren – vorerst - nicht zu beruhigen. Ich schickte die Kinder zu Bett und versuchte, Ruhe ins Haus zu bringen. Auf jedes meiner beruhigenden Worte erfolgte jedoch nur wieder Knurren und Bellen. Irgendwann im Laufe der Nacht entschloss ich mich, Tina und Tonia einfach zu ignorieren. Ich setzte mich an meinen Arbeitsplatz an den Computer und drehte den beiden den Rücken zu. Nach langer Zeit spürte ich vorsichtiges Schnuppern in meinem Rücken, nach einer weiteren Zeit kam Tina an meine rechte Seite und nach einer weiteren Zeit legte sie ihren Kopf auf meine Oberschenkel und ließ zu, dass ich sie vorsichtig streichelte. Danach war der Bann – zumindest im Hinblick auf Tina – gebrochen. Tonia war eine wesentlich härtere Nuss, die wir zu knacken hatten. Zwar war sie regelrecht eifersüchtig auf ihre Schwester und die dieser zuteilwerdenden Zärtlichkeiten, jedoch sprang sie noch immer ängstlich zurück und reagierte sofort mit Knurren, sobald sie eine Hand auf sich zukommen sah. Im Laufe der folgenden Tage und mit Unmengen von Leckerchen war aber auch dieses

Problem lösbar.

Am Ende des übernächsten Tages konnten wir die Halsbänder und Leinen anlegen und zumindest den Versuch eines „Gassigehens“ starten. (Bis dahin hatten wir fleissig gewischt und waren – wieder einmal – unendlich dankbar für vorhandene Fliesen- und nicht vorhandene Teppichböden.)

 

Rover, mit seinen neuen Freundinnen

 

Unser Senior blühte zusehends auf und übernahm mit sichtlichem Vergnügen die Rolle des Lehrers und Erziehers.

Die beiden Griechen-Mädels sind inzwischen etwa 2 Jahre alt, sie haben 72 bzw. 74 cm Schulterhöhe und wiegen jeweils gute 40 kg. Sie sind jetzt leinenführig und können schon diverse Kommandos.

Sie sind sehr lernfähig und verspielt. Sie sind unendlich schmusebedürftig und diesem Bedürfnis kommt jeder in der Familie natürlich mit Hingabe nach. Sie sind absolut umgänglich und verträglich. Durch unsere Kinder sind immer auch fremde Kinder im Haus und auch wir bekommen viel und oft Besuch – alles kein Problem, ganz im Gegenteil…

Nichtsdestotrotz sind sie sehr wachsam und geben Laut, sobald sich Jemand-nicht-zur-Familie-gehörender nähert – und das ist, bei der einsamen Lage unseres Zuhauses, auch durchaus gewünscht.

 

 

Die beiden Ladies lieben Wasser, Wasser, Wasser 

 

Wir haben – trotz der anfänglichen Schwierigkeiten, das kann passieren, muss aber nicht -

unseren Entschluss keine Minute bereut, ganz im Gegenteil, wir könnten uns ein Leben ohne unsere beiden Griechinnen nicht mehr vorstellen (Rover sicher auch nicht mehr), auch wenn in den ersten Monaten ihres Hierseins die Menge tragbarer Schuhe in unserem Haushalt stark abgenommen hat…:o)…

Es ist eine große Freude mitzuerleben, wie Tiere, die außer den griechischen Stray-Leuten keine freundlichen Menschen kennen, lernen und Zutrauen fassen. Es ist schön, sie lernen zu sehen (im Zweifelsfall auch, wie man eine Treppe hoch und wieder runter kommt…), ihre eigene Persönlichkeit zu entdecken. Tina z. B. sieht immer so aus, als wolle sie während des Rennens ihre Füße wegwerfen und Tonia hat eine unglaublich bewegliche „Gumminase“, die sich fast im 90° Grad Winkel von Spielsachen wegbiegen kann.

So, und jetzt hoffen wir, dass wir mit unserer – wie auch alle anderen -  Happy-End-Geschichte vermitteln konnten, wie groß das Glück ist, einem (oder auch zweien…) Stray-Hunden ein Zuhause zu geben. Wie schön es ist, dass diese beiden nicht in der Mülltonne gestorben sind, wie sehr sie mit ihrer liebenswürdigen, lebensfrohen, aufmerksamen, dankbaren Art unser aller Leben bereichern und wie arm unser Leben ohne sie wäre…

 

Nachtrag: In der Nacht vom 24. auf den 25.06.2009 starb unser Senior Rover friedlich nach einem erfüllten Leben. Er fehlt uns allen furchtbar…und doch oder vielleicht gerade deshalb haben wir uns nach den ersten Tagen der Trauer und des Verlusts entschlossen, in unseren Herzen wieder Raum zu schaffen für eine arme Hundeseele, die dringend ein Zuhause benötigt. Und deshalb werden wir (voraussichtlich) am 24.07., 0.10 Uhr „Black“ vom Nürnberger Flughafen abholen und versuchen, ihm alle Liebe zu geben, die er verdient.