Penisprolaps beim Hund

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Wir veröffentlichen nachfolgend einen Bericht der tierärztlichen Gemeinschaftspraxis Dr. med. Gabriele Rummel & Dr. med. Margit Rogalla "Fall des Monats Mai 2o14" über unseren Schützling Mowgli, der ein wunderbares Zuhause gefunden hat und an einem Penisprolaps operiert wurde.

Bericht der Arztpraxis:

Das ist Mowgli. Er wurde von Frau Coblitz von der Tierhilfe übernommen.

Er ist ein fröhlicher kniehoher Mischlingsrüde, auch wenn er in seiner Heimat einen schweren Unfall überlebt hat, zurückgeblieben ist ein verletzter , aber verheilte Hinterlauf. Da er verkürzt ist hat sein Frauchen zu uns gefunden und Mowgli wurde vergoldet mit einer Goldimplantation zur allgemeinen Schmerzverminderung. Er braucht nun keine Tabletten mehr.
Aber das war nicht sein einziges Problem! Er litt an einem permanenten Penisvorfall, das bedeutet, dass der arme Kerl seinen Penis nicht mehr in die Vorhaut zurückziehen konnte. Es lag aber kein Defekt vor, weder hatte er einen zu engen Eingang ins Präputium (Phimose), noch eine Paraphimose, was bedeutet, dass der Penis nach Anschwellung nicht mehr in die Vorhaut zurückgeht.

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Auf dem Bild ist deutlich die heraushängende Penisspitze erkennbar, bei Mowglis Größe waren es gut 6 cm.

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Bei Hunden gibt es auch einen Vorfall, dessen Ursache unbekannt ist, man geht von neurologischen Defiziten aus. Der Penis läßt sich manuell ohne Probleme wieder zurückschieben , aber dann fällt er einfach wieder vor. Das ist problematisch, da so die vorstehende Penisspitze immer gereizt ist, trocken und wund wird, auch wenn der Penis ständig eincremt wird, bleibt er auf Dauer entzündet. Das ist sehr schmerzhaft. Zusätzlich versucht der Hund die Penisspitze ständig zu belecken, wodurch der Zustand sich nur verschlimmert.

Als Therapie der Wahl wird in der Literatur die Amputation der glans Penis oder die
komplette Penisamputation mit skrotaler Urethrostomie empfohlen mit gleichzeitiger Kastration.

Es gibt aber auch einige Berichte über eine Operationmethode, bei der die Haut cranial (vor) des Präputium gestrafft wird, doch dabei ist die Rezidivrate relativ hoch, sodass sie nicht routinemäßig durchgeführt wird.
Wir entschlossen uns nach eingehender Beratung für die letztere Methode, da wir Mowgli gerne den Penis erhalten wollten.

Ein Operationstermin wurde vereinbart.

Die Operation erfolgte wie immer bei uns in Inhalationsnarkose mit gleichzeitiger Kastration. Die Kastrationswunde verheilte sehr schnell, die Abheilung der Straffungswunde der Vorhaut dauerte allerdings etwas länger. Wir wandelten die in der Fachliteratur beschriebene Methode etwas ab.

Wir haben die Vorhaut zusätzlich caudal großflächig von ihrer Unterbauchfixierung gelöst, um eine bessere Retraktion des Penis zu ermöglichen. Allerdings den Verschiebelappen cranial tief an der abdominalen Faszie verankert, damit das Präputium sich nicht wieder zurückziehen kann. Dadurch entwickelte sich in der Unterhaut ein Serom, die Wunde näßte, wodurch die Wundheilung sich verzögerte . Doch von Anfang an blieb der Penis im Präputium. Nach 18 Tagen konnten wir endlich die Fäden ziehen.

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Die Wunde war trocken und die Penisspitze dort, wo sie hingehört – im Präputium !

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Nun galt es abzuwarten, ob der Zustand auch dauerhaft ist, immerhin wissen wir aus der Fachliteratur, dass der Penis häufig wieder vorfallen kann.

Inzwischen sind 3 Monate vergangen, der Penis ist nicht mehr vorgefallen und wir glauben, dass nicht nur Frau Coblitz zufrieden und glücklich ist, sondern ganz insbesondere Mowgli !

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Mowgli zufrieden zuhause mit seinen Freunden.